Donnerstag, 30. Juli 2009

Byzantinische Architektur

Byzantinische Architektur

Die byzantinische Architektur ist im Wesentlichen eine hängende Architektur. Ihre Gewölbe scheinen von oben gestützt zu sein ohne Eigengewicht zu besitzen. Die Säulen werden nicht als tragende Elemente gesehen, sondern als herabhängende Wurzeln oder herabsinkende Arme. Die architektonische Auffassung eines Gebäudes als etwas nach unten Strebendes steht ganz im Einklang mit der hierarchischen Denkweise. Es gibt keine Fassade, aller Reichtum konzentriert sich auf den geistigen Kern des Gebäudes. Die meisten Kirchen sind von außen würfelförmig und haben eine Zentralkuppel oder mehrere Kuppeln, bei denen die mittlere die äußeren überragt. Die Kirchen sind schlicht. Erst in der palaiologischen Zeit (der spätbyzantinischen Epoche) wird der Fassade etwas Abwechslung gebracht

Die frühbyzantinische Architektur

Die Frühchristliche Architektur bildet einen Ursprung der byzantinischen Architektur. Nach der Legalisierung des Christentums 313 (durch das Toleranzedikt von Mailand) und dem Wechsel zur neuen Hauptstadt Konstantinopel stieg die Nachfrage nach repräsentativen Gebäuden für die neue Religion sprungartig an, wobei heidnische Bautypen übernommen wurden (Basilika, Zentralbau).

Die Basilika, in der Antike Versammlungsraum oder Markthalle, wurde zum Haupttyp der Sakralbaukunst.

Mit der Basilika als Sakralbau übernahm man im frühen Mittelalter vor allem die Mehrschiffigkeit und die Belichtung durch den Obergaden (über den Säulen liegende Hochschiffwand). In der Frühzeit war die Basilika oft ungedeckt, d.h. nach oben hin offen zum Dachstuhl. Die Apsis lag meist im Osten. In ihr stand der Bischofsthron, befanden sich Sitzbänke für die Geistlichen, oft auch Altar und Lesepult. Wie in den westlichen frühchristlichen Basiliken befand sich im Westen der Narthex und ein Atrium

Merkmale des Zentralbaus waren der zentralisierte, meist punktsymmetrische, seltener achsialsymmetrische Grundriss, zumeist mit Kuppel gedeckt.

Aus dem (römischen, antiken) Zentralbau entwickelt sich der (byzantinische) Zentralbau mit Kreuzgrundriss durch das Erweitern mittels Seitenschiffen. In der Kombination entstand im 5. Jh. die Kuppelbasilika und die Kreuzkuppelkirche.

Wichtige Beispiele dieser Bauten finden sich in Ravenna (San Vitale, San Apollinare Nuovo, San Apollinare in Classe sowie in Konstantinopel und an anderen Orten).

Die mittelbyzantinische Architektur

Nach dem Bilderstreit redet man von der mittelbyzantinischen Kunst. Sie ist die künstlerisch bedeutendste Epoche. Der Baustil hat sich ein wenig verändert: Es hat sich der Vierstützenbau herausgebildet. Hier wird das Tonnenkreuz, welches die Kuppel trägt, durch vier Säulen bzw. Pfeiler gestützt. Die meisten Kirchen sind nicht sehr groß.

Während die bedeutendsten Denkmäler der frühbyzantinischen Kunst öffentliche Bauten gewesen waren, sind die wichtigen Denkmäler dieser Zeit von privatem Charakter, d.h. sie waren den Würdenträgern und Hofbeamten vorbehalten, die Zutritt zum Palast hatten. Die soziale Basis der "kaiserlichen" Kunst war verkleinert worden. Als der Großteil der kirchlichen Bauten privat wurde, machten sie den Klosterkirchen platz.

Die Klosterkirchen

Byzantinische Klosterkirchen sind fast immer Kreuzkuppelkirchen. Sie bilden mit ihren Eckräumen ein Quadrat, in das ein griechisches Kreuz eingeschrieben ist und sind meist von bescheidenem Ausmaß. Das lag zum einen daran, das die technischen Schwierigkeiten mit der Größe wachsen, zum anderen wurden die Kirchen meist für zahlenmäßig kleine Orden gebaut. Die Kuppel ruht auf vier Bögen, die in Richtung des Kreuzes durch vier gleichlange Tonnengewölbe verlängert sind. Die annähernd quadratischen Zwischenräume zwischen den Armen füllen die Ecken. Die Dächer dieser Räume sind niedriger gehalten, damit man das Kreuz von außen sehen kann. Über die Eckräume zwischen den Kreuzarmen oder über die Kreuzarme selber können vier zusätzliche, kleinere Kuppeln treten, sodass insgesamt 5 Kuppeln die Kirche überragen. Der Viersäulentypus kann als Unterart der Kreuzkuppelkirche angesehen werden: Bei der Viersäulenkirche wird die Kuppel von Säulen und nicht von Pfeilern getragen, deshalb ist die Kirche meist kleiner und höher und enthält keine Emporen. Dadurch wird die Trennung zwischen den Eckräumen und dem Hauptraum aufgehoben. Eine weitere Unterart ist die Umgangskirche. Die Kreuzarme und Eckräume bilden hier einen Umgang, der vom Hauptraum oft durch Tripelarkaden getrennt ist.

Die spätbyzantinische Architektur (die so genannte Palaiologische Renaissance)

Die Baustile der vorangegangenen Epochen bleiben erhalten: Kreuzkuppel-, Vierstützen- und Umgangskirche. Die Ausmaße werden bescheidener und der Außenbau erhält neuartige, farbige Akzente durch verschiedene Lagen von Ziegel und Haustein. Die Kreuzkuppelkirche bleibt weiterhin beliebt. Eine der Neuerungen besteht darin, dass die Kirchen an drei Seiten mit einem Umgang umzogen werden. Es werden auch Kirchen umgebaut. Außerdem werden die Ausschmückungen abwechslungsreicher. Die Bauten werden weniger regelmäßig. Die Freude an großen Kuppeln wächst. Von Bedeutung bleibt die Palaiologische Renaissance vor allem durch die Internationalisierung der Byzantinische Kunst. Sie beschränkt sich nicht mehr nur auf das engere Gebiet des Byzantinischen Reiches und deren künstlerischen Zentren in Konstantinopel, Thessaloniki und dem Berg Athos. Durch die Weitervermittlung in die slawischen Länder und die Tatsache, dass diese häufig ökonomisch und politisch vitaler als die Reste des spätbyzantinischen Reiches sind, öffnet sich die Byzantinische Kunst auch neuen Impulsen. Die Baukunst insbesondere in Russland und Serbien greifen zwar auf byzantinische Vorbilder zurück, entwickeln aber insbesondere nach 1375 Tendenzen, die sowohl in Architektur und Malerei spürbar eine neue Handschrift tragen. Nebst den Kirchen der Morava-Schule sind auch die Neuerungen in der Freskomalerei der Palaiologischen Renaissance durch mehr Individualität gekennzeichnet, die zu einem stärkeren Humanismus tendiert und die oft schematischen Vorgaben neu interpretiert.

Die neoklassische Isaaks-Kathedrale, St. Petersburg



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